Die internationalen Aktienmärkte dürften in der kommenden Woche auf Konsolidierungskurs bleiben. Sorgen bereitet den Börsianern vor allem die Entwicklung im Nahen Osten. Denn sollte es zu einer Bodenoffensive in Gaza kommen, dürfte auch die Frage nach einer Ausweitung des Konflikts wieder aufkommen.
Die Risikoaversion der Marktteilnehmer wird in jedem Fall hoch bleiben. Risikoindikatoren wie die Optionsprämien im VDAX-Index sind zwar im Wochenverlauf von rund 20 auf 16 Prozent gefallen, steigen aber aktuell wieder an. Für Entspannung hatte der anhaltende Renditerückgang in den USA gesorgt, der nun zu Ende zu gehen scheint. Immerhin waren zehnjährige US-Anleihen rund um die Veröffentlichung des US-Arbeitsmarktberichts von 4,85 Prozent auf unter 4,60 Prozent gefallen. Vor allem Anleihen und zinssensitive Aktien legten daraufhin kräftig zu.
Chance auf höhere Aktienbewertungen
Mit den etwas höheren Inflationsdaten (CPI und PPI) aus den USA stiegen die Renditen jedoch wieder auf aktuell rund 4,65 Prozent. Damit dürfte die zinsgetriebene Rally beendet sein. Der Blick auf die Konjunktur und vor allem auf die Unternehmensgewinne dürfte damit die Zinserwartungen als Kurstreiber ablösen. Die US-Berichtssaison startet daher gerade rechtzeitig, um diesen Informationsbedarf zu decken. Die Erwartungen an die Zahlen zum dritten Quartal sind verhalten positiv. Analysten sehen bei guten Daten ein hohes Aufwärtspotenzial für Aktien. Vor allem bei den Aktienbewertungen, den so genannten Multiples, wird Potenzial gesehen. Denn die Aussicht auf steigende Marktzinsen könnte auch die Talfahrt der Bewertungen beenden. Wenn die Marktteilnehmer also nicht mehr befürchten müssen, dass steigende Gewinne von gleichzeitig sinkenden Bewertungen aufgefressen werden, wird die Kaufbereitschaft an den Aktienmärkten zunehmen. Die Konjunktur dümpelt vor sich hin
Die Hauptlast der Gewinnerzielung wird jedoch auf der Unternehmensseite liegen. Von der Weltkonjunktur ist noch nicht viel zu erwarten. So hat der Internationale Währungsfonds IWF auf seiner Jahrestagung lediglich die Erwartung geäußert, dass die Konjunktur "vor sich hin dümpelt". Dass es unter den Industrieländern nur in Deutschland wirklich schlecht aussieht, ist an den Börsen inzwischen eingepreist.
Mehr Sorgen macht man sich um China: Ein Blick auf die jüngste Handelsbilanz zeigt zwar Nachfrage aus der Weltwirtschaft (Exportnachfrage), aber ein deutlich schwächeres Geschäft im Inland (Importe). Damit droht China nicht nur als Konjunkturlokomotive auszufallen, sondern sogar zum globalen Nachfragebremser zu werden. Für China-abhängige Branchen wie die deutschen Autobauer sind das keine guten Aussichten.
Zumindest das Zinsrisiko scheint gemildert
Insgesamt unterstreicht diese Gemengelage aber die zuletzt eher abwartend interpretierten Aussagen der US-Notenbanker. Eine schwächelnde Konjunktur plus eine Krise im Nahen Osten inklusive steigender Volatilität bei Währungen und Renditen sind schließlich kein Grund, die Zinsen noch weiter nach oben zu schrauben. Für die Aktienmärkte ist das eigentlich eine gute Nachricht.
Termine mit Futter für Konjunktur- und Zinserwartungen gibt es in der kommenden Woche reichlich. So dürfte vor allem der ZEW-Index für Oktober am Dienstag im Fokus stehen. Denn Deutschland entwickelt sich immer mehr zum wirtschaftlichen Paria unter den Industrieländern. Es ist das einzige Land, dessen Wirtschaft vom IWF als schrumpfend eingeschätzt wird. Am Mittwoch steht vor allem das Bruttoinlandsprodukt (BIP) aus China im Fokus. Jede positive Überraschung von dort dürfte an den Börsen gefeiert werden. Hinzu kommen im Wochenverlauf zahlreiche Preisdaten wie die Verbraucherpreise aus der EU und die deutschen Erzeugerpreise. In den USA dürfte neben dem Beige Book der US-Notenbank vor allem auf die Zahlen zum Einzelhandel und zu den Baubeginnen geachtet werden, da beide Sektoren am stärksten von den steigenden US-Zinsen betroffen sind.
Bei den Unternehmensdaten geht es mit Banken wie Goldman Sachs, Bank of America und Morgan Stanley weiter. Aber auch Konsumgiganten wie Procter & Gamble stehen unter Beobachtung, ob sie ihre Margen halten und Preiserhöhungen am Markt durchsetzen können. Gleiches gilt für einige europäische Unternehmen aus dem Haushaltssektor wie Nestle und L'Oreal, die erste Umsatzdaten vorlegen.
International werden die Daten von Taiwan Semiconductor, einem Vorzeigeunternehmen im Technologiesektor, mit Spannung erwartet. Auch von ASML, SAP und ABB liegen bereits Quartalszahlen vor.
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