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Trading-Strategie: Short-Superstar

Die Idee:

Aktien steigen langfristig. Dafür gibt es drei gute Gründe:

Inflation: Aktien sind Sachwerte und erhalten langfristig die Kaufkraft der Aktionäre. Bei generell steigenden Preisen haben auch die Aktiengesellschaften die Möglichkeit, die Preise ihrer Produkte nach oben anzupassen.

Wirtschaftswachstum: Langfristig ist der konjunkturelle Trend nach oben gerichtet. Durch eine immer höher werdende Produktivität und ständige Effizienzverbesserungen entwickelt sich die Konjunktur positiv.

Gewinnwachstum der einzelnen Aktie: Sehr gute Aktiengesellschaften steigern ihren Gewinn stetig und schütten diesen als Dividende an die Aktionäre aus oder reinvestieren ihre Profite um das Firmenwachstum weiter voran zu treiben.

In der Finanzmathematik verwendet man deshalb die sogenannte „geometrische brownsche Bewegung“ um das langfristige Steigen von Aktienkursen zu modellieren. Es gilt die einfache Regel: Zeit macht Geld! Je länger man im Aktienmarkt investiert ist, umso höher sind die Chancen auf positive Renditen.

Die oben beschriebenen Zusammenhänge sind Tradern wahrscheinlich bekannt und erfreuen jeden Langfristinvestor. Warum also das lange Vorwort?

Um die Qualität der heute vorgestellten Strategie ins richtige Licht zu setzen!

Die Trading-Strategie „Short-Superstar“ ist eine reine Short-Strategie die auf fallende Kurse setzt und trotz der im Mittel positiven Renditen im DAX sehr gute Ergebnisse erzeugt. Damit liefert die Strategie einen positiven Diversifikations-Effekt für ein langfristig ausgelegtes Aktienportfolio und ist für jeden Investor als Beimischung zu empfehlen.

Die Umsetzung ist diesmal allerdings etwas komplexer und leider ist das Signal selten. Ich betrachte die Handelszeiten von 9.00 bis 17.30 Uhr und warte drauf, dass der DAX zur Eröffnung des Xetrahandels am Folgetag, um 9.00 Uhr, mindestens 20 Punkte über dem Hoch des Vortages eröffnet.

Wenn wir eine entsprechend große Kurslücke haben, setze ich eine Stop-Sell Order auf das Vortageshoch. Wird das Signal während dieses Handelstages ausgelöst, bin ich für den Tag short im DAX positioniert und bleibe mindestens über Nacht auf fallende Kurse positioniert. Wird die Kurslücke nicht am gleichen Tag geschlossen gibt es kein Signal.

Wenn die Stop-Sell Order ausgelöst wurde und die Kurslücke damit geschlossen ist, setzte ich am nächsten Tag ein Stop-Loss von 70 Punkten über dem Einstiegskurs und halte die Position solange bis entweder mein Stop-Loss ausgelöst wird oder zum Eröffnungskurs des nächsten Handelstages. Entscheidend bei der Strategie ist weniger der Ausstieg sondern vielmehr der Einstieg.

Warum es funktioniert:

In überwiegend steigenden Aktienmärkten mit Short-Signalen Geld zu verdienen ist nicht einfach. Warum funktioniert der Short-Superstar dennoch so gut? Warum konnten von insgesamt 220 Signalen 111 mit einem Profit geschlossen werden? Ein wichtiger Grund dafür sind sicherlich die seltenen Signale und die nur kurze Haltedauer der Short-Position. Geduld und Disziplin zahlen sich hierbei aus.

Den Hauptgrund, warum der Short-Superstar so gut funktioniert, sehe ich aber in der Psychologie der Markteilnehmer. Der Unterschied zwischen Trading-Anfängern und Trading-Profis führt regelmäßig dazu, dass die Anfänger Fehler machen, die die Profis dann konsequent ausnutzen.

Jeder erfahrene Börsianer weiß, dass Märkte deutlich schneller fallen als steigen. Bei den Kurslücken nach der Eröffnung in der DAX Kasse um 9:00 Uhr, die mindestens 20 Punkte über den Vortageshoch liegen, handelt es sich häufig um sogenannte Erschöpfungsgaps (Exhaustion Gaps), die im Verlauf des Handelstages geschlossen und dann deutlich unterboten werden. Wenn das der Fall ist, lohnt sich ein Einstieg in den Short.

Sogenannte Fortsetzungsgaps (Continuation Gaps), die intraday offen bleiben sind rein statistisch auf der Long-Seite eher seltener zu finden, weil der fundamentale Kaufdruck meistes nicht ausreichend groß ist. Sollte es sich dennoch um eine Fortsetzungslücke handeln, liegt der Stop-Sell wie oben beschrieben als Verkaufsorder im Markt, wird aber nicht ausgeführt.

Es ist selten, dass der DAX es schafft über Nacht eine Kurslücke nach oben auszubilden, die mindestens 20 Punkte über den Vortageshoch liegt. Sollte das dennoch der Fall sein und sollte diese Lücke intraday wieder geschlossen werden, haben weniger gut informierte Marktakteure die Kurse nach oben gedrückt. Gier und Angst bestimmen ihre Handlungen und erzeugen nur selten ein fundamental begründetes Momentum. Kurzfristig herrscht die Angst, was zu verpassen und man will unbedingt bei den neuen (kurzfristigen) Höchstständen mit dabei sein.

Börsenprofis agieren in der Regel nicht auf Übernachtbewegungen und warten die ersten Handelsstunden geduldig ab, bevor sie am Markt aktiv werden. Wenn das „große Geld“ dann im Markt aktiv ist, wird in der Regel ab 10 Uhr die Richtung für den Tag bestimmt. Nervöse und unerfahrene Markteilnehmer, die ihre Kauforders dem Momentum folgend, in der Eröffnungsauktion oder in den ersten Handelsminuten nach 9 Uhr im Markt platziert haben, werden jetzt sukzessive ausgestoppt und verstärken dadurch die Bewegung der großen Banken und Fondsgesellschaften, die die zu weit gestiegenen Kurse für Gewinnmitnahmen nutzen.

Gut:

Klare Systematik
Strategie arbeitet stabil
Hohe Liquidität im DAX
Die Strategie funktioniert bei steigenden und fallenden Märkten
Geringe Transaktionskosten
Nur wenige Trades im Jahr
Seit 1993 gute Performance
Sehr guter Diversifikations-Effekt
Klare Kausalität, die sich aus der Psychologie der Markteilnehmer ergibt

Schlecht:

Manuell schwierig zu überwachen
Durch die Stop-Sell Order am Vortageshoch ist bei großen Orders mit einer negativen Slippage zu rechnen
Teilweise nur zwei Signale pro Jahr

Interessant:

Verbesserung der Strategie durch individuelles Timing möglich
Durchschnittlich 7 Trades im Jahr
Strategie könnte mit dem Einsatz von Optionen weiter verbessert werden
Die Strategie funktioniert in allen getesteten Aktienmärkten aber am besten im DAX
Erschöpfungsgaps sind generell in Bullenmärkten häufig
Strategie scheint besonders gut am Ende eines Bullenmarktes zu funktionieren
Beyond Technical Analysis

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