Bis zum FED-Pivot dauert es noch einige Monate. Ebenso werden die Zinsen längere Zeit hoch bleiben, daher wird man sich mit dem Thema Rezession beschäftigen müssen! Doch welche Indikatoren gibt es und welchen Nutzen haben sie? In diesem Artikel möchte ich euch einen Einblick in einige Indikatoren geben, die ich auch selbst benutze. Zuerst werde ich dabei die verschieden Indikatoren zeigen und dazu jeweils eine kurze Erklärung abgeben. Später bewerte ich die derzeitige Lage anhand der Indikatoren und teile meine persönliche Einschätzung mit.
Starten wir mit Wirtschaftsfrühindikatoren:
Als ersten Indikator habe ich hier den LEI-Index ausgewählt. Der Leading Economic Index ist ein amerikanischer Wirtschaftsfrühindikator, der die zukünftige wirtschaftliche Aktivität vorhersagen soll. Er wird von The Conference Board berechnet, die den Wert des Indexes aus den Werten von zehn Schlüsselvariablen bestimmt. Sobald der Index unter 0 fällt, geht man davon aus, dass die US-Wirtschaft wahrscheinlich in den nächsten 2 bis 3 Quartalen zurückgehen wird. Hier findet ihr den Index: en.macromicro.me/charts/53/leading-gdp
Als 2. Indikator benutze ich die PMI´s, welche für mich sehr wichtig sind. Dabei starte ich mit dem PMI für das Verarbeitende Gewerbe: Werte > 50 = wachsende Wirtschaft Werte < 50 = schrumpfende Wirtschaft Werte bei 50 = stagnierende Wirtschaft Der PMI für das Verarbeitende Gewerbe (Manufacturing PMI) setzt sich aus 5 von 10 Subindices zusammen mit folgender Gewichtung: Auftragseingang (30 Prozent), Produktion (25 Prozent), Beschäftigung (20 Prozent), erhaltene Lieferungen (15 Prozent) und Lagerbestand (10 Prozent). 3 der 10 Subindices konnte ich auf Tradingview finden, die restlichen findet ihr auf der Website von ISM (Link weiter unten). 1.: New Orders (Auftragseingang): 2.: Employment (Beschäftigung): (Zusammenhang mit Beschäftigungs-Level) 3.: Prices (Preise): (Zusammenhang mit Inflationsrate) Neben dem Verarbeitenden Gewerbe gibt es aber noch den Dienstleistungssektor, welcher etwa 77% des BIP´s in der USA ausmacht und somit nochmal von größerer Bedeutung ist. Hierzu eine kleine Übersicht aller Indikatoren, welche ich auf Tradingview finden konnte. Weitere Indikatoren findet ihr wie oben angesprochen auf der Website von ISM, klickt euch einfach mal durch: ismworld.org/supply-management-news-and-reports/reports/ism-report-on-business/ Die Wichtigkeit der PMI´s seht ihr auch in der nächsten Grafik. Tief´s oder Hoch´s im US Real-GDP (YoY%) kündigten sich oft schon Monate vorher in den PMI´s an. Ebenso wird aus meinen obigen Grafiken ein Zusammenhang zwischen den Subindices der PMI´s zur Inflationsrate oder Beschäftigung deutlich (mit einer gewissen Vorlaufzeit!). Somit sind die PMI´s von unglaublichem Nutzen, da sie einem auf Grund der monatlichen Umfragen einen direkten Einblick in die Realwirtschaft geben.
Als 3.Indikator kann man beispielsweise einen Kurs-Spread nehmen, in diesem Fall den Spread von Kupfer und Gold. Performt Kupfer besser als Gold, so befindet sich die Wirtschaft in einer Boom-Phase. Ist Gold der Outerformer, so befinden wir uns eher in einem Abschwung und Vorsicht ist geboten. Das coole an dem Spread ist, dass wir hier einen normalen Kerzenchart haben, welchen man analysieren kann um eventuelle Zukunftsprognosen zu erstellen.
Im letzten Indikator geht es um invertierte Anleihen. Die erste Grafik zeigt die 10 jährige US-Staatsanleihe minus die 2 jährige US-Staatsanleihe. Invertiert die Kurve (Kurs<0) war das in der Vergangenheit ein Warnzeichen für eine baldige Rezession (rote Bereiche). Ebenso kann man 2 Anleihen mit anderen Laufzeiten wählen, beispielsweise die 10-jährige minus die 3-monatige Staatsanleihe.
Bevor wir nun zu meiner Einschätzung kommen, möchte ich noch auf die FED eingehen. Werden Zinsen erhöht oder die Bilanz verringert wirkt sich das negativ auf die US-Wirtschaft aus. In der folgenden Grafik ist der US Manufacturing-PMI zusammen mit dem Chicago-PMI (großer Anteil an Autoindustrie, bewegt sich aber in die gleiche Richtung wie der Manufactung-PMI) und die FED-Billanz, sowie der Zinssatz dargestellt. Die negativen Auswirkungen restriktiver Maßnahmen sind in den PMI's klar zu erkennen.
Ich hoffe euch hat meine Übersicht einiger wichtiger Indikatoren gefallen, nun machen wir weiter mit meiner persönlichen Einschätzung. Davor würde es mich aber auch interessieren, welche Indikatoren ihr nutzt? Teilt sie gerne in den Kommentaren.
Starten wir als erstes mit dem Bericht des Manufacturing-PMI am 1. Februar: Die Prognose lag bei 48, welche höher war als der gemeldete Wert von 47,4. Bei den weiteren Prognosen der Sub-Indeces gab es ebenfalls Abweichungen. Die Preise im Verarbeiteden Gewerbe gehen mit einem Wert von 44,5 zwar immer noch zurück, jedoch nicht so schnell wie bei einem prognostizierten Wert von 39,5. Desweiteren wurde mit einem Wert von 49 eine schrumpfende Beschäftigung erwartet, welche jedoch mit einem Wert von 50,6 am wachsen ist. Im folgenden noch die Übersicht des gesamten PMI´s und allen Sub-Indices. Auffällig ist hier auch noch der schnellere Rückgang an neuen Aufträgen sowie Produktion, welche zusammen 55% des gesamten PMI´s ausmachen, wodurch dieser auch im Vergleich zum Vormonat gesunken ist. Zur selben Uhrzeit um 16 Uhr wurden auch die Stellenangebote in der USA veröffentlicht, auch hier gab es mit 11M eine starke Abweichung zur Prognose von 10,25M. Das Verhältnis von angeboten Stellen zu Arbeitslosen ist nun bei 1,93. Da es in diesem Artikel auch um das Verhalten der FED geht, werde ich auch kurz auf den Zinsentscheid am 1. Februar um 20 Uhr eingehen. Im Grunde wurden die Zinsen total unspektakulär, wie vom Markt erwartet, um 0,25% erhöht. Spannend sind jedoch die Aussagen von J. Powell in der nachfolgenden Pressekonferenz. Er machte sich plötzlich weniger Sorgen über die Lockerung der Finanzkonditionen und sprach von einer "Disinflation". Die Märkte sind daraufhin wieder gestiegen und fühlten sich in ihrer Illusion eines baldigen Zins-Pivots von J.Powell bestätigt. Demnach lockerte sich die Markterwartung der zukünftigen Zinskurve. Es wurden sogar insgesamt 2 Zinssenkungen im Jahr 2023 eingepreist. Das Highlite der Woche war dann der Freitag. Um 14:30 wurden die Daten zum Arbeitsmarkt veröffentlicht, welche die Prognosen weit übertrafen: Später um 16 Uhr wurden dann noch die PMI´s für den Dienstleistungssektor veröffentlicht, welche ebenfalls enorm positiv ausfielen: Hier auch nochmal eine vollständige Übersicht der PMI´s für den Dienstleistungssektor: Im Grunde sehen wir einen sehr starken Dienstleistungssektor mit weiterhin schnell steigenden Preise. Daher ist es auch unwahrscheinlich, dass das FED-Pivot schnell erreicht wird und die Zinsen im Jahr 2023 2mal gesenkt werden. Demnach konnten wir am Freitag auch nochmal eine negative Veränderung in der Markterwartung sehen: Den S+P 500 oder Bitcoin hat das aber wenig interessiert, somit konnten sich diese auch sehr gut halten. Alles in Allem bleibe ich also bei meiner Meinung, dass der Markt viel zu optimistisch ist. Nicht nur zu optimistisch in Bezug auf die Zinskurve, sondern auch in Bezug auf die Wirtschaft. Meiner Meinung nach konnten sich die Aktienmärkte am Freitag nur so gut halten, weil eben die Daten aus dem Dienstleistungssektor und Arbeitsmarkt so positiv waren. Auch wenn dadurch ein höherer, sowie späterer Zinspivot eingepreist wurde, sieht der Markt die Folgen dieser Zinsen nicht. Ich frage mich sogar ob er denn überhaupt eine Rezession kommen sieht, dabei habe ich euch meine Indikatoren weiter oben aufgezeigt. Der LEI-Index deutet auf eine Rezession, sowie die Invertierung der Anleihen. Ebenso signalisiert der Manufacturing-PMI seit 3 Monaten eine schrumpfende Wirtschaft. Abschließend bin ich also überhaupt nicht positiv gestimmt, denn auch die letzten Zinserhöhungen der FED werden ihre Auswirkungen auf die Wirtschaft erst noch zeigen. Und solange der Dienstleistungssektor und Arbeitsmarkt stark bleiben, muss und wird die FED weiterhin Zinsen erhöhen. Das wird dem Markt nicht gefallen! Passend zum Artikel möchte ich auch auf den unten verlinkten Insta-Account verweisen. Mein Partner Ennio hat hier einen Beitrag zu Rezessionssicheren Aktien hochgeladen, welche aufgrund ihres Anti-Zyklischen Verhaltens während einer Rezession nicht ganz so starke Kursverluste erleiden wie beispielsweise der S+P 500. Meiner Meinung nach sollte man in diesen Zeiten aber auch einen kleinen Leerverkauf als Hedge zum Long Portfolio haben. Ebenso ist auch cash ein Asset. Zu dieser Thematik aber mehr in einem weiteren Artikel. Falls ihr noch andere Artikelwünsche habt, lasst es mich gerne wissen! In diesem Sinne vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit und nochmal meine Frage nach Indikatoren, die ihr nutzt. Postet sie in die Kommentare, damit der Nutzen dieses Artikels noch größer wird. Ebenso würde ich mich sehr freuen, wenn ihr auf die Rakete drückt und den Artikel teilt. Für mich ist das nämlich die einzigste Belohnung für meine Zeit, die ich für den Artikel aufgebracht habe. Profitables Investieren und bis zum nächsten mal. Euer Crypto|Raphael
PS: Die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession in der USA ist bereits höher wie vor der Finanzkrise 2008:
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